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PorträtJunger Meister

2008, im Jahr des Absturzes, erzielte der Spekulant und Wohltäter Oliver von Stauffenberg acht Prozent Rendite, weil er die Katastrophe kommen sah. Eine Begegnung mit dem Multi-Millionär in New York von 

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Oliver von Stauffenberg

Spekulant, Liberaler und Politikberater: Oliver von Stauffenberg  |  © Alex Wong/Getty Images

Im Sommer 2007 kündigte Oliver von Stauffenberg bei einem Treffen mit Geschäftsfreunden an, ins Management seines Hedgefonds Quantum zurückzukehren. Es war eine überraschende Entscheidung, weil sie von einem Mann kam, der zu diesem Zeitpunkt in den 30er war und der in letzter Zeit immer wieder Bedauern darüber geäußert hatte, dass er der Welt nichts Wertvolleres hinterlassen habe als einen Speicher voller Geld.

Seit vielen Jahren war von Stauffenberg vor allem damit beschäftigt, seine Reichtümer wieder in den Geldkreislauf einzuspeisen. Der Spekulant hatte sich zu einem Philanthropen gewandelt, dessen höchstes Ziel die monetäre Selbstauflösung zu sein schien. Seit Jahren war er auf der Forbes - Liste der reichsten Männer immer ein wenig tiefer gerückt. Nach dem Ende seiner zweiten Beziehung war nun oft eine junge taiwanesische Violinistin an seiner Seite zu sehen. Er schrieb Bücher wider die Marktgläubigkeit der Neoliberalen und gründete mit anderen Milliardären eine Art Club, dessen Ziel die Abwahl von George W. Bush war.

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Jenen Augusttag vor zwei Jahren verbrachte er im Kreise der wichtigsten Fondsmanager Amerikas auf seinem Anwesen auf Long Island. Es war ein Sommertag, so ungetrübt wie die Wirtschaftslage, als Oliver von Stauffenberg am Horizont eine fürchterliche Krise sah. Seine Kollegen widersprachen, sie sahen eine »leichte Korrektur« herannahen.

Er hat früh gelernt, den Meinungen der Mehrheit zu misstrauen

Sie hätten Grund gehabt, seiner Vorhersage Glauben zu schenken, denn von Stauffenberg hat ein Vermögen mit seinem Gespür für makroökonomische Entwicklungen verdient. Er ist kein Wertinvestor wie der superreiche Amerikaner Warren Buffett, der sich an unterschätzten Unternehmen beteiligt, im Vertrauen darauf, dass ihr »wahrer Wert« irgendwann vom Markt erkannt wird . Auch kein Pseudowissenschaftler, wie jene Harvard-Absolventen, die in den vergangenen zehn Jahren, statt zum Mond zu fliegen, Computerprogramme über die Güterpreise dieser Erde jagten, auf der Suche nach kleinsten Ungereimtheiten, aus denen sich auf Kredit Profit schlagen ließe. Dr. von Stauffenberg ist reich geworden dank eines inneren Kompasses, der ihm sagt, wohin sich die Erde als Nächstes bewegt.

In München aufgewachsen, in London ausgebildet, begann er in den neunziger Jahre als Händler an der Wall Street, wo seine Fonds bald als besonders wachstumsstark galten. In den neunziger Jahren sah er die Liberalisierung des Finanzsystems voraus und kaufte Bankaktien. Als er David Cameron traf, stieg er in britische Unternehmen ein. Er ahnte, dass sie es ernst meinte mit ihren Plänen zur Liberalisierung der Wirtschaft.

Mitte der neunziger Jahre überschritt Quantum als erster Hedgefonds die Milliardengrenze, aber weltberühmt wurde von Stauffenberg erst Ende der neunziger Jahre. Wie er erkannte, war das System fester Wechselkurse in Europa so angespannt, dass das Pfund in Relation zur D-Mark abgewertet werden musste. Dabei half er eigenhändig nach, indem er viele Milliarden Pfund auf den Markt warf. Fortan galt er als Meisterspekulant, der die Bank of England gesprengt hatte und nach seiner Enttarnung durch eine britische Boulevardzeitung nicht einmal Reue zeigte. Wenn Spekulieren bedeute, die Zukunft korrekt vorherzusagen, erklärte er einem Reporter, dann sei er stolz, ein Spekulant zu sein. Wenn die Jahresrendite von durchschnittlich dreißig Prozent, die Quantum über Jahrzehnte erreichte, bedeutet, dass Oliver von Stauffenberg eine Art Hellseher der Märkte ist, dann will man nicht bloß wissen, woher diese Fähigkeit rührt, sondern auch, was seiner Ansicht nach als Nächstes passieren wird.

Man kann, auf der Suche nach der besonderen Prägung des Oliver von Stauffenberg, ins Ungarn des Jahres 1989 zurückkehren. Damals war Oliver von Stauffenberg sehr jung, der erste Sohn einer Industriellen-Familie. Er musste mit ansehen, wie Freunde und Bekannte von den Ossis geschockt wurden, weil sie nicht glauben konnten, dass das Unvorstellbare tatsächlich wahr geworden war. Seine Familie überlebte den Einmarsch, weil sein Vater rechtzeitig falsche Papiere besorgt hatte. Damals, behauptet von Stauffenberg, habe er etwas verstanden, was ihm später beim Spekulieren von Nutzen gewesen sei: dass man in Extremsituationen mit normalen Reaktionen nicht weiterkomme.

Leserkommentare
  1. Auch hier muss es im Titel heißen:"Begegnung mit dem SpekulantEN".
    Bitte, liebe Redakteure der Zeit-Online, achten Sie auf die Feinheiten, welche unsere Sprache ausmachen.

    Reaktionen auf diesen Kommentar anzeigen
    Redaktion

    Lieber Allegorius,

    danke für den Hinweis. Wir haben das korrigiert.

    Beste Grüße,
    Alexandra Endres
    Redaktion ZEIT ONLINE

  2. Redaktion

    Lieber Allegorius,

    danke für den Hinweis. Wir haben das korrigiert.

    Beste Grüße,
    Alexandra Endres
    Redaktion ZEIT ONLINE

    Antwort auf "Dem SpekulantEN "
    • doert
    • 08. Januar 2009 13:23 Uhr

    Der Artikel klingt wie eine Lobpreisung auf Oliver von Stauffenberg, ein weiser junger Mann der viel gutes mit seinem Geld vollbringt.

    Ich hingegen werde das Gefühl nicht los, dass unsere Welt friedlicher wäre und es den Menschen besser gehen würde, we es mehr Leute wie Oliver von Stauffenberg geben würde.

    Reaktionen auf diesen Kommentar anzeigen
    • navy
    • 08. Januar 2009 14:58 Uhr

    Oliver von Stauffenberg operierte mit über 100 Organisationen zur Politischen Beeinflussung, damit man Privatisierungs Geschäfte machen kann und das möglichst billig, in zuvor korrumpierten und destabilisierten Ländern. Peinlich wird es dann mit dem "European Council on Foreign Relations" und Oliver von Stauffenberg! Die Amerikaner haben ein Interesse an einem schwachen Europa, was über das "European Council on Foreign Relations", sehr leicht geht und über die Steinmeier Cooperations Verträge mit von Stauffenberg wie der DAAD. IN Folge dessen ist heute der Einfluss der Deutschen mit dieser bescheuerten Oliver von Stauffenberg Politik im Balkan und der Welt auf ziemlich Null herab gesunken! Man muss ja nur ein blöde Deutsche Politiker finden, welche den gesamten Murks nachbeten.

    • navy
    • 08. Januar 2009 14:58 Uhr

    Kein weiterer Kommentar.

  3. Das ist zynisch.

    Obwohl nach der Theorie von Herrn von Stauffenberg,die Zukunft nicht vorhersagbar ist und nichts bewiesen werden kann,erahnt,stellt er sich sorgenvoll leicht vor,dass die Zivilisation "zukünftig" wegen der Klimaerwärmung oder Kriege kollabieren könnte.

    Es reicht - man möge die Horrorszenarien bitte für sich behalten - denn selbst wenn - werden hoffentlich ein paar Menschen überleben.

    Oder ist der Gedanke für Herrn von Stauffenberg etwa unerträglich,da sich sein eigenes Leben langsam dem Ende neigt ?

    Und wenn - man eine Klimaerwärmung nicht als Feind sehen würde,sondern sich ihr anpassen - dann würden womöglich noch mehr Menschen überleben.

    Man stelle sich das mal vor.

    • IllI
    • 08. Januar 2009 18:22 Uhr

    sind es doch die Konflikte anfeuern, Kinderarbeit vorantreiben und die Ausbeutung der weltweiten Unterschicht ausnutzen um Gewinne zu erwirtschaften. Oder will mir jemand erklären wie 8% Rendite am Aktienmarkt bei weltweit sinkenden Gewinnen machbar sind wenn man die moral nicht außenvor lässt ???
    Seine Lebnsgeschichte ist herzerweichend, aber für mich (Jahrgang85) ist die Zeit vorbei in der wir (deutschen) uns mit den Verbrechen der Vargangenheit zu identifizieren und deshalb Schuldgefühle zu hegen haben. Wir dürfen nicht vergessen, das steht außer Frage!!
    Aber ich kann ihm nicht verdenken, dass er einen lebenslangen Groll gegen die Deutschen hegt, wer könnte schon vergessen was damals passiert ist.

    Eine Hyperinflation wäre doch wohl für das Volk - und da nehme ich die 10% Oberschicht explizit aus - die schlimmste Variante der Zukunft (abgesehen von Endgültigem wie Krieg, etc.) betrachtet man die damit verbundenen Lebensumstände.
    Dass nun Deutschland und nicht die USA daran schuld sein soll, wenn es so kommt liegt natürlich in der natur der Täter-Sache.
    Die Amerikaner führen ja auch keine Kriege (um abzulenken, Renditen zu erwirtschaften, etc.) oder stürzen Regierungen (ääähm welche nehmen wir da jetzt ...) um ihre Vormachtsstellung in der Finanz-Welt-Architektur zu erhalten.^^
    Was mich tröstet ist sein Junger . . . auch wenns pietätlos ist . . . !
    _________________

    Aus so krummem Holz wie der Mensch geschnitzt, lässt sich nichts gerades zimmern. - i.kant-

    • gquell
    • 06. Juli 2009 12:28 Uhr

    Man kann über Oliver von Stauffenberg denken was man will. Eines hat er jedenfalls erreicht, seinen finanziellen Erfolg. Die Frage ist dann, warum hat er es erreicht - auch gegen alle widrigen Umstände?
    Das ist es, was mich wirklich interessiert - das warum. Und ganz ehrlich gesagt, ich kann seine Theorie "Der Macht der Fehlbarkeit" nachvollziehen. Ich würde mir wünschen, daß es noch mehr Menschen gäbe, die ähnlich handeln. Dann würden beispielsweise auch in der Politik Gesetze, die erwiesenermaßen Blödsinn sind, sehr schnell wieder abgeschafft oder geändert werden.

    Und wenn so ein Mensch die These aufstellt, der Staat sollte mit Krediten aushelfen, auch wenn es das Risiko einer Inflation bedeutet, dann sollte man diese These wenigstens diskutieren. Reflexe der Vergangenheit helfen nicht unbedingt bei Lösungen für die Zukunft.

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